Im Rahmen unseres Nachhaltigkeitsengagements wollen wir mit unserem Know-how und unseren Mitteln direkt beim Ursprung ansetzen, beispielsweise beim Anbau der Rohstoffe in den verschiedenen Herkunftsländern. Ein bei diesem Kernanliegen besonders vielversprechender Ansatz ist die dynamische Agroforstwirtschaft, kurz DAF (siehe Policy Agroforstwirtschaft).
Vielerorts wird Kakao in Monokulturen angebaut. Die Bäuerinnen und Bauern erhoffen sich dadurch höhere Erträge und somit ein besseres Einkommen. Doch nach wenigen Jahren hat der einseitige Anbau negative Auswirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit: Die Böden verarmen, die Kakaopflanzen werden anfälliger für Schädlinge und Krankheiten. Dadurch sinken die Ernteerträge. Mittels Mineraldünger und Pestiziden versuchen die Bäuerinnen und Bauern, diesen Missstand auszugleichen, was mittel- und langfristig jedoch nicht den gewünschten Effekt erzielt und schädliche Auswirkungen auf die Umwelt hat.
Abhilfe schafft die dynamische Agroforstwirtschaft: DAF ist ein Mischanbau von Kakao, Fruchtbäumen und Edelhölzern, bei welchem die ursprüngliche Regenwaldheimat des Kakaos nachgebildet wird. Kakao wächst in Kombination mit einjährigen Nutzpflanzen wie Mais, Bohnen und Maniok oder mehrjährigen wie Banane, Avocado und Mango sowie mit Edelholzbäumen wie Mahagoni und Zeder. Die verschiedenen Pflanzen können voneinander profitieren: hochwachsende Pflanzen spenden Schatten, so gedeiht Kakao im schattigen Unterholz besser; Pflanzen mit hohen Nährstoffansprüchen erhalten Unterstützung von nährstoffspendenden Nachbarpflanzen; organisches Material, das bei dieser Anbaumethode anfällt, wird liegengelassen und als natürlicher Dünger verwendet.
DAF bietet den Kakaobäuerinnen und -bauern nebst gleichbleibend hohen Erträgen auch weitere Vorteile: Die Erzeugnisse der Nutzpflanzen wie Mais, Bohnen oder Avocado sorgen für Zusatzeinkommen auf lokalen Märkten und bieten die Möglichkeit zur Selbstversorgung. Der Edelholzanbau dient zudem der Altersvorsorge. Nach 20 bis 30 Jahren werden die Edelhölzer geschlagen und verkauft, sofern Ersatz gepflanzt ist. DAF erhöht somit signifikant die Einkommen und den Lebensstandard der Bäuerinnen und Bauern und bekämpft gleichzeitig soziale Probleme wie missbräuchliche Kinderarbeit, Mangelernährung oder Abwanderung in die Städte. Auch die Natur gewinnt: Abgeholzte Flächen werden durch DAF wieder aufgeforstet. Die Biodiversität auf den Pflanzungen steigt, und die für die Bestäubung wichtigen Insekten und anderen Tiere kehren zurück. Die gepflanzten Edelholzbäume sind gleichzeitig Wasserspeicher und natürlicher Erosionsschutz. Zudem binden sie CO₂ und tragen somit zum Klimaschutz bei.
Damit das DAF-Potenzial ausgeschöpft werden kann, wird spezielles Fachwissen benötigt. Daher werden die DAF-Projekte von HALBA auf mehrere Jahre hinaus angelegt, und ausgewählte Bäuerinnen und Bauern intensiv in den Methoden der Agroforstwirtschaft ausgebildet. Dafür nutzt HALBA das umfangreiche Know-how ihres Beratungspartners Ecotop. Das erworbene Wissen können die geschulten Bäuerinnen und Bauern anschliessend als Trainerinnen und Trainer an andere Bäuerinnen und Bauern weitergeben. Sie erhalten in einem DAF-Projekt das erforderliche Pflanzmaterial für ihre Parzelle kostenlos. Dazu gehören Kakao-, Edelholz- und Fruchtbaumsetzlinge sowie Setzlinge und Samen für Grundnahrungsmittel. Darüber hinaus erhalten sie Werkzeuge und technische Begleitung für nachhaltigen Kakaomischanbau und die Bewirtschaftung der Anbauflächen. Im Idealfall können dadurch die Projekte langfristig eigenständig lokal weitergeführt werden.
In den Ländern Ecuador, Ghana, Honduras, in der Dominikanischen Republik und in Madagaskar hat HALBA bereits DAF-Projekte umgesetzt. Diese werden in Zusammenarbeit mit anderen Partnern durchgeführt und von ihnen mitfinanziert. Unser Ziel ist es, die Menge an Kakaobohnen aus dynamischem Agroforst kontinuierlich zu steigern und somit einen Beitrag zur ökologischen wie auch gesellschaftlichen Nachhaltigkeit zu leisten.
Die dynamische Agroforstwirtschaft beschränkt sich nicht auf Kakaopflanzungen. Auch für den nachhaltigen Anbau von Cashews und Mangos in Burkina Faso und für Kokospalmen in Côte d’Ivoire bewährt sich in unseren Lieferketten die Methode des Mischanbaus. Zukünftig wollen wir diesen Ansatz auch in gemässigten Zonen für den Anbau von Haselnüssen und Beeren erforschen.